Therapie

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Überblick Therapieformen

Abwartendes Beobachten (Watchful Waiting)

Nach individueller Entscheidung zwischen Arzt und Patient kann das Beobachten des Tumors und symptomorientierte Therapie sinnvoller sein als eine Operation oder eine Strahlentherapie. Gerade bei älteren Patienten, eventuell noch mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen, sollte der Nutzen einer Behandlungsmethode gegenüber den Risiken immer sorgfältig abgewogen werden.

Aktive Überwachung (Active Surveillance)

Bei der aktiven Überwachung ist es Ziel, den richtigen Moment für die Therapie abzuwarten und den Patienten vor den Nebenwirkungen einer Therapie zu schützen. In regelmäßigen Abständen kontrolliert der Arzt den Gesundheitszustand und behandelt mögliche tumorbedingte Symptome (z. B. Schmerzen).

Die aktive Überwachung ist geeignet für Patienten, die einen lokal begrenzten, wenig aggressiven Tumor haben, der noch keine Beschwerden macht. Eine Behandlung wird erst dann erwogen, wenn sich bei einer Kontrolluntersuchung erweist, dass die Krankheit voranschreitet. Falls der Patient eine tumorspezifische Behandlung wünscht, kann die aktive Überwachung jederzeit abgebrochen werden.

Hormonentzugstherapie (Androgendeprivationstherapie)

Das männliche Sexualhormon Testosteron ist nicht nur „Treibstoff“ für die Prostatazellen, sondern auch für die Krebszellen. Unter dem Einfluss des männlichen Sexualhormons wachsen und vermehren sie sich schneller. Wird der Testosteronspiegel im Blut therapeutisch drastisch gesenkt, verlangsamt sich die Teilungsrate der Krebszellen und der Tumor wird in seinem Wachstum gehemmt.

Ein Hormonentzug ist über drei Wege möglich:

  • Medikamente (sogenannte LHRH-Analoga oder LHRH-Antagonisten), die die Hormonproduktion in den Hoden senken
  • Eine operative Entfernung der Hoden
  • Medikamente, sogenannte Neue Hormontherapien/Antiandrogene, welche die Wirkung des Testosterons an den Krebszellen blockieren

 

Der Hormonentzug wirkt im Übrigen auch wachstumshemmend auf eventuell vorhandene Metastasen. Die Hormonentzugstherapie ist daher eine Behandlungsoption für alle fortgeschrittenen Stadien des Prostatakarzinoms. Auch als unterstützende Behandlung z. B. bei einer Strahlentherapie kann der Hormonentzug eine Option sein.

Eine Hormonentzugstherapie beeinflusst nicht nur das Wachstum der Krebszellen, sondern auch alle anderen Vorgänge im Körper, die durch Testosteron gesteuert werden. Hierzu zählen beispielsweise das Sexualleben, Psyche, Knochen- und Muskelaufbau (siehe Nebenwirkungen Hormonentzugstherapie).

Hormonentzugstherapie

Chirurgische Entfernung der Prostata

Die Entfernung der ganzen Prostata (Prostatektomie) ist eine häufig eingesetzte Methode bei einem lokal begrenzten oder auch lokal fortgeschrittenen Tumor. Ziel ist in beiden Fällen die Heilung. Der Eingriff ist über drei Wege möglich:

  1. Die retropubische Prostatektomie ist die chirurgische Entfernung der Prostata durch einen Schnitt im Unterbauch.
  2. Bei der perinealen Prostatektomie wird der Zugang zur Prostata zwischen Hodensack und Anus gelegt.
  3. Bei der laparoskopischen Prostatektomie erfolgt der Eingriff mithilfe einer Bauchspiegelung. Hierbei werden die chirurgischen Instrumente über kleine Einschnitte im Unterbauch eingeführt.
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Bei allen drei Methoden der Entfernung der Prostata wird in der Regel versucht, das Nervengeflecht, welches Blase, Prostata und Penis versorgt, weitgehend zu schonen (siehe Nebenwirkungen Prostataentfernung).

Strahlentherapie

Bei der Bestrahlung werden hochenergetische Teilchen gezielt auf das Tumorgewebe gerichtet. Die Strahlung schädigt die Krebszellen, die sich nicht mehr teilen können und absterben.

Es gibt zwei Formen der Strahlentherapie:

  1. Die Bestrahlung von außen durch die Haut (perkutane Strahlentherapie);
  2. Die Bestrahlung von innen (Brachytherapie), bei der die Strahlungsquellen direkt oder in der Nähe der Prostata eingesetzt werden.
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Bei einem lokal begrenzten Tumor (ohne Metastasen) ist die Aussicht auf Heilung ähnlich gut wie bei einer operativen Entfernung der Prostata. Durch den Einsatz moderner Technik kann die Strahlung so gesteuert werden, dass gesundes Gewebe weniger geschädigt wird.

Chemotherapie

Bei der Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt (Zytostatika), die eine Vermehrung und damit Ausbreitung des Tumors verhindern. Die Zytostatika wirken insbesondere auf sich schnell teilende Zellen. Da sie im gesamten Körper ihre Wirkung tun, können vorübergehend auch gesunde Zellen beeinträchtigt werden, die sich ebenfalls häufig teilen, wie z. B. Schleimhautzellen, Haarfollikel oder blutbildende Zellen im Knochenmark.

Nachsorge und Rezidiv

Jede Krebserkrankung, aber auch deren Behandlung, ist für die meisten Patienten eine belastende Erfahrung. Es ist daher sehr wichtig, durch eine individuell angepasste Rehabilitation bzw. Heilanschlussbehandlung den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich innerlich zu stabilisieren und verloren gegangene Funktionen oder Fähigkeiten wiederzuerlangen oder auszugleichen. Weiter muss es das Ziel sein, durch eine Nachsorge den Tumor – auch bei einer wahrscheinlichen Heilung – zu beobachten und bei Veränderungen ggf. schnell zu handeln.

Nachsorge bedeutet in erster Linie Gesundheitsüberwachung durch regelmäßige Kontrollen bzw. Nachuntersuchungen. Diese finden auch dann statt, wenn der Tumor augenscheinlich vollständig entfernt werden konnte. Hiermit soll sichergestellt werden, dass ein dennoch mögliches Wiedererwachen des Tumors, ein sogenanntes Rezidiv, rechtzeitig entdeckt wird.

Nachsorge und Rezidiv
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Zur Nachsorge gehört ebenso, mögliche Spätfolgen und Nebenwirkungen der vorangegangenen Therapie zu behandeln.

Nachsorgekalender

Nach Expertenmeinung sollte – sofern vorher keine Symptome spürbar werden – die Nachsorge innerhalb von zwölf Wochen nach Therapieende beginnen.

Treten zwischen den Nachsorgeterminen ungewohnte Symptome oder Schmerzen auf, sollten diese Patienten bitte nicht warten, sondern möglichst bald ihren behandelnden Arzt aufsuchen.

Ein wichtiges Instrument in der Nachsorge ist die periodische Bestimmung des PSA-Wertes. Je nachdem, ob und wie schnell dieser Wert ansteigt, kann es ein Hinweis auf ein Rezidiv sein. Eine zusätzliche Tastuntersuchung wird erst dann empfohlen, wenn der PSA-Wert steigen sollte.

Nachsorgekalender
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Die Nachsorgetermine sind im Übrigen eine gute Gelegenheit, dem Arzt Fragen hinsichtlich einer Verbesserung der Lebensqualität, einfacheren Alltagsbewältigung oder psychologischen Unterstützung zu stellen.

Rezidiv

Bei etwa drei von zehn Männern wird der Tumor trotz Behandlung wieder „lebendig“ (medizinisch: Rezidiv). Erstes Zeichen dafür kann ein im Rahmen der Nachsorge festgestellter Anstieg des PSA-Wertes sein oder das Auftreten von Symptomen wie Schmerz. Ein Rezidiv bedeutet, dass sich erneut Tumorgewebe entweder am Ort der Operation oder Bestrahlung (lokales Rezidiv) oder auch in anderen Körperregionen (Metastasen) bildet.

Rezidiv
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Falls der Anstieg des PSA-Wertes mit keinem Symptom verbunden ist oder ein Tumorwachstum nicht beobachtet werden kann, muss nicht immer sofort eine Behandlung eingeleitet werden.

Wenn aber eine erneute Behandlung eingeleitet werden muss, stehen bei einem lokalen Rezidiv folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

  • eine Operation, wenn die Erstbehandlung eine Bestrahlung war,
  • eine Bestrahlung, wenn die Erstbehandlung eine Operation war.
Wenn aber eine erneute Behandlung eingeleitet werden muss, stehen bei einem lokalen Rezidiv folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
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Vor einer Behandlung muss sichergestellt werden, dass der Krebs nicht bereits Metastasen gebildet hat. Im Fall einer Metastasierung kommen weitere Therapien, wie etwa eine Kombination aus Hormonentzugstherapie (ADT) und Chemotherapie, zum Einsatz. Hiermit kann das Auftreten von Beschwerden zwar hinausgezögert, aber keine Heilung erreicht werden.

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